Thursday, December 4, 2008

Bend it like Schaaf

Rückblende:
Es ist Nachmittag am Samstag, 10.04.2004. Ich sitze mit einem halben Dutzend Eintracht Frankfurt Fans und einen Kaiserslautern Anhänger vor dem Fernseher und wir schauen uns gemeinsam Fußball Bundesliga an. Kaiserslautern spielt in Leverkusen. Und es sieht gar nicht gut aus für Kaiserslautern. Leverkusen hat fünf Tore geschossen. Immerhin konnte Kaiserslautern ein Tor schon in der zweiten Minute schießen - ein Eigentor. Die Eintracht Fans nutzten das aus um das Leben des Kaiserslauterer zu höhle zu machen. Einer von den Frankfurtern hat die Rolle des Stadionsprechers übernommen, der dann gemeinsam mit den anderen Frankfurtern den Spielstand nach jedem Tor durchsagen.
Dann kommt das Spiel der Eintracht dran. Sie spielen gegen Werder Bremen. Zur der Zeit habe ich nicht in Bremen gelebt und war auch deshalb nicht für Werder. Die Frankfurter haben mehr Elan gezeigt als die Bremer aber sie haben es nicht geschafft das Runde in das Eckige zu kriegen. Trotzdem haben die Frankfurter vor dem Fernseher Stadion-Atmosphäre verbreitet. Dann in der 80. Minute: Der Schiedsrichter gibt nach einer Umstrittenen Aktion Elfmeter. Die Bremer verwandeln. Was machen die Frankfurter? Sie rufen "Schiri wir wissen, wo dein Auto stand". Es machte ihnen nichts aus, das der Schiri sie nicht hören kann, da sie 1. vor dem Fernseher sitzen und 2. das Spiel schon längst vorbei ist und wir uns nur die Zusammenfassung ansehen. Bremen gewinnt das Spiel. Aber trotzdem haben die Frankfurter die Niederlage von Kaiserslautern gefeiert. Dagegen half nicht mal, das der Kaiserslauterer erwähnte, das Frankfurt auf einem Abstiegsplatz ist und Kaiserslautern nicht. Am Ende der Saison hat es Frankfurt nicht geschafft aus dem Abstiegsplatz raus zu kommen. Kaiserslautern konnte sich gerade noch retten. Und Werder? Werder Bremen wurde deutscher Meister.

Gegenwart:
Es ist Samstag Nachmittag. Ich will in die Weser Stadion um mir zum ersten mal im Leben ein Profi-Fußballspiel live anzusehen. Ich will mir nach verschiedenen Public-Viewing-Events ansehen, was wirklich Stadion-Atmosphäre ist. Es ist das Spiel Werder gegen Eintracht Frankfurt. Diesmal bin ich für Werder Bremen und auch wenn ich die Leser verliere, die Eintracht Fans sind, oder besser den Leser verliere der auch Frankfurt Fan ist (du kannst auch weiterhin mein Blog lesen, Nayyir) werde ich trotzdem weiter schreiben. Ich werde im Gegenzug bestimmt einige Bremer als Ersatzleser finden (Moin Carsten). Und außerdem habe ich eine wichtige Rolle im Spiel, wovon ich berichten möchte. Ich bin, nach Angaben des Stadionsprechers, zusammen mit den 40.000 anderen Zuschauern der 12. Spieler der Werder.
Ich bin auf einem Stehplatz in der Ostkurve direkt hinter dem Tor. Das Spielfeld ist nicht weit weg. Die Bremer spielen aber in der ersten hälfte auf das andere Tor. Und das ist weit weg. Aber man kann erkennen, wenn ein Tor fällt. Man kann zum Beispiel das Netz des Tores gut erkennen. Und wenn es auf einmal anfängt zu zittern weiß man, das ist es. So ist es zum Beispiel in der 11. Minute gewesen, als Pizaro das 1:0 schießt.
Als man mich vor dem Spiel gefragt hat, wie das Spiel ausgeht, habe ich 2:0 für Bremen getippt. Aber während des Spiel habe ich gehofft, dass ich Unrecht habe, da es schon nach dem 20. Minute 2:0 Stand. Schon wieder Pizaro. Ich will wenigstens ein Tor sehen, wenn die Bremer auf unser Tor spielen. Das dritte Tor ist auf jeden Fall noch auf der anderen Seite. Foulelfmeter verwandelt von Diego in der 44. Minute.
Im Fernsehen gewinnt man den Eindruck durch die vielen Wiederholungen, dass das Spiel nach ein Tor erst nach Minuten weitergeht. Es geht aber sehr schnell weiter. Im Fernsehen hat man außerdem ein oder zwei Kommentatoren, die das ganze Spiel kommentieren. Im Stadion sind es viel mehr. Die Zuschauer um einen herum geben zu allem ihren Senf ab.
In der zweiten Halbzeit dann endlich ein Tor auf unserer Seite. Pizaro schießt zum dritten mal in der 62. Minute und wird bald darauf ausgewechselt.
20 Meter vor mir wärmt sich Mehdi Mahdavikia auf. Er ist iranischer Nationalspieler. Oder er war es mal. Ich weiß es nicht genau. Und nur fünf Meter vor mir geht Torsten Frings vorbei, der eben ausgewechselt wurde. Er ist deutscher Nationalspieler. Oder er war es mal, bevor er Yogi Bär öffentlich kritisiert hat. Ich weiß es nicht genau. Zwei Nationen, deren Staatsbürgerschaft ich habe.
In der 75. Minute folgt das 5:0 durch Hunt. Inzwischen ist es aber langweilig, da klar ist, dass Frankfurt nicht mehr gewinnen wird. Ein Spiel indem eine Mannschaft ein Tor schießt und dann die andere Ausgleicht ist viel spannender und hält einem bis zur letzten Minute im Stadion. So bin ich aber nach der 88. Minute, nach dem die Bremer fast wieder ein Tor schossen weg. Aber ich will mich nicht beschweren. Wenn beim ersten Spiel, bei dem man dabei ist die eigene Mannschaft 5 Tore schießt ist es auch was. Dafür lohnt es sich auch 2 Stunden in der Kälte bei Regen zu stehen.

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